Autor:in 
                    
                        Schirin Amir-Moazami 
                    
                                 
				
 
			
				
                    Titel 				
					
						Politisierte Religion  
					
				   
            
				
				
 				
				
                
                    
				
					
                                    
                                        Untertitel 
                                        
                                            Der Kopftuchstreit in Deutschland und Frankreich 
                                        
                                     
                                 
				 
			
                 
                
				
				
                
				
				
				
				
				
				
				
                
                1155 
                
                
				
                
                    Ausstattung 
                    
                        294 Seiten, kartoniert 
                    
                 
                
                
                
                
                
                
                
                
                
                
                
                
                
                
                
                
                
                
                
                
                
                
                
                
                
             
            
            
            
            
            
            
            
            
            
            
            
            
            
            
            
            
            
            
            
			
            
            
            
            
            
            
            
            
                Warum noch ein Buch über den Kopftuchstreit? Schirin Amir-Moazami, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kultur- und Sozialanthropologie der Viadrina in Frankfurt/Oder, bietet in der vorliegenden Abhandlung eine vergleichende Analyse der Kopftuchdebatte in Frankreich und Deutschland. Dabei analysiert die Autorin die Logiken der Diskursproduktion in beiden Staaten, wobei es ihr nicht darum geht, ein Pro oder Kontra aus der Diskussion abzuleiten, sondern die Argumente der Kritiker mit den Stimmen Kopftuch tragender junger Musliminnen ins Gespräch zu bringen. Die ersten beiden Kapitel behandeln dabei die Situation in Frankreich. Im Zentrum der Debatte in unserem westlichen Nachbarland steht der Begriff des französischen Laizismus, eine spezifische Form der Säkularität, der sich nur aus der Geschichte der Aufklärung und des Trennungsprozesses zwischen kirchlichen und staatlichen Organen begreifen läßt. Dabei argumentiert Amir-Moazami, daß die von vielen Teilen der französischen öffentlichkeit vertretene strikte Interpretation des Laizismus Ausdruck einer Unsicherheit gegenüber Prozessen der religiös-kulturellen Pluralisierung und der zunehmenden Bedeutung öffentlicher Formen des Islam ist. Die nächsten beiden Kapitel zeigen, dass die Situation in Deutschland ähnlich ist, jedoch hier auf andere, national geprägte Begriffe rekurriert wird, und vorwiegend verfassungsrechtliche Bedenken vorgetragen werden. Eine Kopftuch tragende Lehrerin gilt hierzulande mehrheitlich als Affront gegen die normativen Grundlagen der Verfassung bzw. deren angeblich "christlich-abendländische" Basis. In den weiteren Kapiteln treten die Stimmen Kopftuch tragender junger Frauen selbst ins Blickfeld. Dabei zeigt sich, daß es sich bei der Kopftuchpraxis nicht um einen passiv adaptierten Brauch handelt, sondern um eine bewußte Zustimmung zur islamischen Tradition zum einen um den Wunsch als Muslimin öffentliche Sichtbarkeit zu erlangen, und zum anderen als Symbol der eigenen Sittsamkeit. Ausführlich behandelt Amir-Moazim die von den Frauen zum Ausdruck gebrachten Interpretationen von Geschlecht und Geschlechterrollen, welche die traditionelle Formen von religiöser Autorität und männlicher Dominanz durch Re-Interpretation des Islam von innen heraus hinterfragen, andererseits aber auch bestätigen. Im Schlußkapitel resümiert die Autorin, daß die öffentlichen Diskurse in beiden Ländern über das Kopftuch, und damit auch über den Islam, die Komplexität der Lebensentwürfe junger Muslime nicht hinreichend berücksichtigen, insbesondere weil diese Diskurse bisher meist in Dichotomien verharren. Wer mehr über den Kopftuchstreit wissen, und auch mehr als ein oberflächliches Pamphlet Pro und Kontra lesen will, dem sei Amir-Moazims fundierte Analyse empfohlen.