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Der Darwin-Code
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Thomas Junker / Sabine Paul
Der Darwin-Code
Die Evolution erklärt unser Leben
Beck, 2010
224 Seiten, kartoniert
12,95 €
Jetzt als Taschenbuch Als das Buch des Biologiehistorikers Thomas Junker und der Molekular- und Evolutionsbiologin Sabine Paul im vergangenen Frühjahr erschien, war es eines der spannendsten Bücher des Darwin-Jahres. Denn es bezog klar Stellung, stellte begründete und deshalb gegebenenfalls widerlegbare Thesen auf und schaffte somit beste Voraussetzungen für eine notwendige Debatte inwieweit können über die Biologie des Menschen Antworten auf Fragen nach dem (Sozial-)Verhalten des Menschen erlangt werden? Der Standpunkt des Autorenduos ist klar" bei aller Wertschätzung der Kultur machen sie deutlich, daß "die Biologie ein wichtiges Korrektiv [ist], wenn sie die Mißachtung der menschlichen Natur durch gesellschaftliche Vorgaben offenlegt". (Wer nun reflexhaft "Sozialdarwinismus" denkt, muß sich vorhalten lassen, offenbar 40 Jahre evolutionsbiologischer Forschung verpaßt zu haben und ausgerechnet die reaktionärste Interpretation der Evolutionstheorie zu reproduzieren.) Die Grundthese des Buches ist nicht neu: in den letzten 10.000 Jahren seit der Seßhaftwerdung des Menschen gab es keine grundlegende evolutionäre Anpassung des Menschen (der Zeitraum ist einfach zu kurz), gleichzeitig hat sich (bzw. hat er) seine Umwelt vollständig verändert. Welche Probleme dieses Aufeinandertreffen "paläolithischer Gene" und "neolithischer" Umwelt mit sich bringt, wird im ersten Kapitel anhand unserer Ernährungsgewohnheiten verdeutlicht. Nach einem Kapitel über Partnerwahl wird die Entstehung selbstlosen Verhaltens (die Darwin noch großes Kopfzerbrechen bereitete) erläutert. Am Beispiel des "Selbstmordattentäters", der auf den ersten Blick unter evolutionärer Perspektive unsinnig handelt (er zerstört sein Leben und verzichtet damit auf Fortpflanzung), wird gezeigt, daß die Natur bei der Verbreitung von Genen manchmal Umwege geht. So wird erklärbar, wie sich durch natürliche Auslese kooperative Dispositionen erhalten. Doch dieses biologische Erbe ist ambivalent, denn eröffnet es auch die Möglichkeit zur Manipulation ("Pseudofamilien"). Sehr ausführlich fällt das Kapitel über Kunst und ihr Verhältnis zur Religion aus. Kunst erscheint dabei als entscheidender Selektionsvorteil des modernen Menschen (z.B. gegenüber dem Neandertaler). Interessant erscheint vor allem die Beobachtung, daß Kunst in menschlichen Gemeinschaften vor Religion existierte; erst als sich im Zuge der Seßhaftwerdung bestimmte Herrschaftsstrukturen herausbildeten, wurde die Kunst in ihrer gemeinschaftsbildenden Funktion von der Religion abgelöst. Und wer meint, der "Kampf ums Dasein" führe dazu, daß sich Menschen in erster Linie als Konkurrenten sehen, muß sich an der These von Junker & Paul abarbeiten, daß viel eher anzunehmen sei, daß unser (vielleicht verschüttetes) evolutionäres Erbe uns eher das Leben als Gleicher unter Gleichen nahelege. Denn immerhin hat der Mensch 99% seiner Geschichte in egalitären Gruppen gelebt. Manche Thesen des Buches provozieren, manche überraschen; kaum jemand wird jeder Aussage, jeder Metapher zustimmen. An einigen Stellen müssen sich die Autoren fragen lassen, ob kulturelle bzw. gesellschaftliche Einflüsse nicht unterschätzt werden. Aber ihre Thesen lassen diese Fragen zu, fordern sachliche Gegenrede ein. Den sich dann entspinnenden Diskussionen sehe ich nach wie vor mit Spannung entgegen. G. Reinsdorf"
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