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Der Islam braucht eine sexuelle Revolution
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Seyran Ates
Der Islam braucht eine sexuelle Revolution
Eine Streitschrift
Ullstein, 2011
219 Seiten, gebunden
11,00 €

Seyran Ates, gelernte Juristin und Kritikerin einer naiven Vorstellung von „multikultureller Gesellschaft“, zielt mit ihrer Streitschrift auf ein Thema, an dem sich der konservative Kern des Islam verdeutlicht: die Vorstellung von Sexualität. Die sexuelle Revolution, die in Europa in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stattfand, sieht sie als Befreiung – ein Schritt zur Freiheit, den die islamische Welt noch vor sich hat. Dabei geht es keineswegs nur um selbstbestimmte Sexualität, vorehelichen Geschlechtsverkehr oder weibliches Begehren. Das Problem liegt tiefer und hier spielt der Islam als Legitimationsideologie eine wichtige Rolle: die Frau wird nicht als gleichberechtigter Mensch gesehen, sondern als den männlichen Mitgliedern der Familie untergeordnet. Zentrale Texte der Sunna (Ates zitiert al-Ghazali und al-Buhari) zementieren diese Vorstellung, zahlreiche zeitgenössische Prediger greifen sie auf.
Ates berichtet teilweise aus eigener Erfahrung, auch sie mußte sich mit ihrem Bruder auseinandersetzen, der sich vorgenommen hatte, darauf zu achten, daß seine Schwester „ehrenhaft“ blieb (und ihr zum Beispiel die Teilnahme an einer Klassenfahrt verbot). Daneben zitiert sie aus Gesprächen, die sie mit (vor allem türkischen) Muslimas (aber auch Männern) führte, die sich an sie wandten. Dabei wird sichtbar, wie unterschiedlich Mädchen und Jungs behandelt werden; es zeigt sich aber auch, daß mittlerweile viele in Deutschland lebende Muslime die Nase voll haben von einer aus dem 7. Jahrhundert stammenden Sexualmoral. Ates berichtet davon, daß sich gerade jüngere Frauen einen anderen Umgang mit Sexualität wünschen (z.B. den Mann als Partner) und sich wehren; sie erfahren dann den Druck der Konservativen in der islamischen Community. Alle aufgeklärten Musliminnen und Muslime fordert Ates auf, dem etwas entgegenzusetzen, eine Reformbewegung im Islam anzustoßen und „der Diskriminierung von Frauen, der Gewalt und dem Terror, der im Namen des Islam betrieben wird, Einhalt zu gebieten“ (S. 196).
Ates, die sich als aufgeklärte Muslima versteht, plädiert für das westliche Modell von Aufklärung und in der Abgrenzung von der westlichen Zivilisation sieht sie den Versuch, das Rad neu zu erfinden (S. 127). Darin kann auch eine Kritik an jenen Teilen der westlichen Linken gesehen werden, die romantische Vorstellungen über den Islam pflegen und die Emanzipation der Frau als Nebenwiderspruch hintanstellen. Auch wer nicht allen Einschätzungen folgen mag, wird zugeben müssen: Seyran Ates’ Streitschrift ist ein mutiger Versuch, einen emamzipatorischen Prozeß anzustoßen.

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