Mit Philosophie der Aufklärung ist in Horst Herrmanns Buch vor allem das Denken jener historischen Epoche seit Mitte des 17. Jahrhunderts gemeint, während der die feudale Ordnung zerfiel. Dementsprechend geht es nicht nur um die Ideen der bekannten Philosophen, sondern auch um die Vorstellungen jener Herrscher, die zum aufgeklärten Absolutismus zu rechnen sind. Und indem die praktischen Auswirkungen der Aufklärung geschildert werden, geht es auch um die politische und Wirtschaftsgeschichte dieser Zeit. Ein eigenes Kapitel ist der Kritik der Aufklärung gewidmet (Nietzsche & Marx, Kritische Theorie, postmoderne Philosophen), ein weiteres wirft den Blick in die Zukunft ("Aufklärung 2.0"). Dass bei dieser Fülle des Stoffs mancher Aspekt sehr gerafft dargestellt wird, ist fast unvermeidbar. Auch fallen manchmal die Erklärungen zu den zahlreich eingestreuten Zitaten so knapp aus, dass deren Bedeutung sich der Zielgruppe (am Thema Interessierte mit geringen Vorkenntnissen) nicht immer erschließen dürften. Und ob das generelle Konzept der Dummies-Reihe mit Kästen, Anekdoten, Zitaten, Strichlisten und ähnlichen Textelementen als aufgelockerte oder zerfahrene Darstellung wahrgenommen wird, hängt nicht zuletzt von den eigenen Lesegewohnheiten ab. Alles in allem aber gelingt es Horst Herrmann, die wichtigen Entwicklungen der Aufklärungszeit gut lesbar zusammenzufassen; er setzt seine Schwerpunkte nicht in erster Linie bei den bekanntesten, sondern bei den interessanten Köpfen. Und er hat die "Unvollkommenheiten" der historischen Aufklärung (vom an ein bestimmtes Einkommen gekoppelten Wahlrecht bis zum weitgehenden Unverständnis für die Emanzipation der Frauen) im Auge. G. Reinsdorf