Kontroverse über Krampitz’ EKD-Buch
In der Wochenzeitung Der Sonntag gibt es in der aktuellen Ausgabe eine Kontroverse über eine zentrale These aus Karsten Krampitz’ Buch Jedermann sei untertan. Der Historiker hatte in seiner Überblicksdarstellung zur Geschichte der EKD und ihrer Vorläuferorganisationen im 20. Jahrhundert die Auffassung vertreten, dass die deutschen Protestanten sich viel zu lange an Römer 13 orientiert und deshalb obrigkeitshörig verhalten hätten. Lediglich in einigen ostdeutschen Gliedkirchen habe es hier in den 1970er Jahren einen Kurswechsel gegeben – was auch maßgeblich dazu beigetragen habe, dass die Kirche trotz sinkender Mitgliedszahlen große gesellschaftliche Anerkennung erhielt.
Die Redaktion der Zeitung, die sich hauptsächlich an die Mitglieder der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens richtet, hat den Theologen Rochus Leonhardt eingeladen, Krampitz’ Position zu kritisieren. Dieser konzentriert sich in seiner Entgegnung auf die Demokratie-Denkschrift der EKD von 1985 mit der die evangelische Kirche im Westen Demokratie und Pluralismus angenommen habe. Dem „ostdeutschen Sonderweg“ ohne staatliche Privilegien kann Leonhardt hingegen nichts abgewinnen, er sieht hier eine „theologische Aufwertung der eigentlich unfreiwilligen Nischenexistenz“.
Karsten Krampitz verteidigt seine These. Zwar habe es, beispielsweise in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen, auch Opportunismus gegeben, aber unterm Strich habe die Kirche „kritisches Denken, Reden und schließlich auch Handeln“ in einer Gesellschaft, die dafür ansonsten kaum Raum ließ, ermöglicht. Insbesondere erinnerte er an die Konzepte des „verbesserlichen Sozialismus“ und der „Kirche für andere“.
Wer die beiden Beiträge lesen möchte, findet sie auf der Webseite von Der Sonntag
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