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Jakob Schabelitz-Preis für unabhängige Kleinverlage ausgeschrieben

27 Mrz, 2023 | Return|

Der Alibri Verlag hat eine Auszeichnung für unabhängige Verlage ins Leben gerufen: Bis zum 30. Juni 2023 können sich kleine Verlage um den Jakob Schabelitz-Preis bewerben. Mit der Aktion übt der Verlag Kritik am so genannten Deutschen Verlagspreis. Unter dieser Bezeichnung wird seit 2019 jährlich eine Subvention an 63 Verlage (3 Hauptpreis- und 60 Trostpreisträger) verteilt, wobei die Kriterien völlig intransparent sind und das Ergebnis willkürlich erscheint.
Gedacht war der Verlagspreis ursprünglich als Unterstützung für unabhängige Kleinverlage, die in den letzten Jahren mit sehr schwierigen Rahmenbedingungen konfrontiert waren (Stichworte: VG Wort-Urteil, KNV-Insolvenz usw.). Bereits 2020 kam deutliche Kritik an der Vergabepraxis auf und nach vier Jahren ist offensichtlich, dass die staatliche Förderung entgegen den offiziellen Verlautbarungen die verlegerische Vielfalt nicht schützt, sondern im Gegenteil sogar gefährdet.

Auffällig selektive Förderung
Denn das bestehende System ist selektiv. Von den in den letzten vier Jahren verliehenen 12 Hauptpreisen (je 60.000 Euro) und 240 Trostpreisen (erst je 15.000, mittlerweile 24.000 Euro) profitierten bislang nur 157 Verlage – das ist nicht einmal die Hälfte der Verlage, die sich für die Zuwendung beworben hatten; andererseits haben 17 Verlage den Preis bereits dreimal erhalten. Es ist offensichtlich, dass hier staatlicherseits unter den Verlagen eine „Zweiklassengesellschaft“ etabliert wird: Es gibt die Verlage, die sich auf regelmäßige Subventionen verlassen können, und die Verlage, die den Preis nie oder nur einmal in zehn Jahren verliehen bekommen. Da die Jury zwischendurch neu besetzt wurde, liegt das Problem nicht auf persönlicher Ebene; der Vergabemodus ist korrupt und muss deshalb geändert werden.
Die Folgen sind leicht ausrechenbar: Wenn ein Verlag den Preis in vier Jahren zweimal bekommt (bislang waren das immerhin 44 Verlage), hat er 48.000 Euro zur freien Verfügung, die ein Verlag, der nicht berücksichtigt wird, nicht einsetzen kann. Da wir von Unternehmen sprechen, die in der Regel einen Umsatz haben, der sehr deutlich unter der Bewerbungsobergrenze von drei Millionen Euro liegt, ergeben sich aus dieser Subventionspraxis völlig ungleiche Handlungsmöglichkeiten. Zwangsläufig hat das Auswirkungen auf das Programm, auf technische Innovationen oder die Öffentlichkeitsarbeit. Tatsächlich lässt sich durch die Ergebnisse dieser Investitionen schon jetzt auch sachlich begründen, warum immer dieselben Verlage auf die Liste der Preisträger kommen: Die Subventionen eröffnen ihnen einfach größere Möglichkeiten.

Gefährdung der Verlagsvielfalt
Es ist absehbar, dass noch in diesem Jahrzehnt die Mehrheit der Verlage, die sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze vorhält und keine Förderung erhält, verschwinden werden. Für die Bundesregierung wäre das sogar von Vorteil: Wenn sich die Anzahl der potentiell anspruchsberechtigten Verlage auf diese Weise reduziert, wachsen die Aussichten, zu einem späteren Zeitpunkt durch die Einführung einer regulären Förderung die verbliebenen Verlage langfristig zu stabilisieren (denn die Fördermittel für diese Form von Kultur sind begrenzt). Die kulturelle Vielfalt fördert eine derartige staatliche Kulturpolitik allerdings nicht. Sie reproduziert lediglich den Geschmack bzw. das Kulturverständnis jener Kreise, aus denen die Mitglieder einer Kulturpreisjury in der Regel ausgewählt werden.
Selbstverständlich kann der mit 1000 Euro in kleinen Scheinen dotierte Jakob Schabelitz-Preis, die Probleme kleiner unabhängiger Verlage nicht lösen und die Folgen der willkürlichen Vergabe des Deutschen Verlagspreises nicht einmal lindern. Die Aktion soll in erster Linie dazu dienen, eine öffentliche Debatte auszulösen, wie eine staatliche Kulturförderung im Verlagsbereich gerecht gestaltet werden kann. Denn der Deutsche Verlagspreis ist kein „Preis“ im wirklichen Sinne, sondern eine Subvention – was schon daran zu erkennen ist, dass keiner der Trostpreisträger, mit denen wir gesprochen haben, eine individuelle Begründung erhalten hat, warum der Verlag denn ausgezeichnet wurde.
Der Alibri Verlag bleibt deshalb bei der bereits vor über zwei Jahren formulierten Forderung, den Deutschen Verlagspreis in seiner jetzigen Form abzuschaffen, weil er die Vielfalt der Verlagslandschaft gefährdet.

Jakob Schabelitz-Preis
Verlage, die sich für den Jakob Schabelitz-Preis bewerben möchten, können uns bis zum 30. Juni 2023 eine formlose, aber schriftliche Bewerbung schicken, die mit einer Begründung versehen ist (max. 3000 Zeichen). Die wichtigste Voraussetzung ist, dass der Verlag bis einschließlich 2022 den Deutschen Verlagspreis nicht erhalten hat. Bewerben können sich Verlage aller Sparten, die einen Jahresumsatz von unter einer Million Euro haben. Die ausführlichen Teilnahmebedingungen können hier heruntergeladen werden, finden sich aber auch nochmal am Ende des Beitrags.
Die Jury besteht aus vier Beschäftigten und zwei Autor:innen des Alibri Verlags. Auch diese Jury hat einen Bias, ist voreingenommen im Sinne einer bestimmten Vorstellung von Kultur. Aber im Gegensatz zu den Jurys des Deutschen Verlagspreises ist uns das bewusst. Und im Gegensatz zum Deutschen Verlagspreis stellt der Jakob Schabelitz-Preis keine Subvention dar, deren willkürliche Vergabe die Existenz der Vielfalt der unabhängigen Kleinverlage ernsthaft gefährdet.

Jakob Schabelitz war ein schweizerischer Verleger. In seinem „Verlags-Magazin“ (1864–1899) veröffentlichte er nicht nur Literatur des Naturalismus und der Avantgarde, sondern auch zahlreiche Schriften, die in Deutschland von der Zensur verboten waren. Vielen jungen, oppositionellen oder emigrierten Autorinnen und Autoren bot er so die Möglichkeit, ihr Werk überhaupt publizieren zu können. Ökonomisch war er mit seinem engagierten Verlagsprogramm nur mäßig erfolgreich – ähnlich den Verlagen, die sich gegenwärtig für den Deutschen Verlagspreis bewerben.

Teilnahmebedingungen für die Bewerbung für den Jakob Schabelitz-Preis
Ziel des Jakob Schabelitz-Preises ist es, auf die Gefahren für die verlegerische Vielfalt aufmerksam zu machen, die von der Vergabepraxis des Deutschen Verlagspreises ausgehen. Dazu soll ein Verlag, der von den Jurys bisher übergangen worden ist, für seine besonderen verlegerischen Leistungen mit dem symbolischen Betrag in Höhe von 1000 Euro in kleinen Scheinen ausgezeichnet werden.

Teilnehmen können Buchverlage aller Sparten, die
- den Deutschen Verlagspreis bisher nicht erhalten haben
- vorrangig in deutscher Sprache veröffentlichen oder ihren Sitz in der Schweiz, Österreich oder Deutschland haben
- konzernunabhängig sind
- ein kontinuierliches und engagiertes Verlagsprogramm aufweisen, und
- in den vergangenen drei Jahren im Schnitt nicht mehr als eine Million Euro pro Jahr umgesetzt haben.

Die Bewerbung kann formlos erfolgen, muss aber schriftlich eingereicht werden:
- per eMail: schabelitz@alibri.de (Betreff: „Schabelitz-Preis“)
- per Post: Alibri Verlag GmbH, Stichwort: Schabelitz-Preis, Postfach 100 361, 63703 Aschaffenburg
Die besonderen verlegerischen Leistungen müssen schriftlich begründet werden (max. 3000 Zeichen).
Die Bewerbung muss uns bis zum 30.6.2023 erreichen.

 

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