Rückblick: Alibri im Club Voltaire
Die Veranstaltungen der Gegenbuchmasse finden an verschiedenen Orten statt. Neben dem Café ExZess in der Leipziger Straße ist es vor allem der Club Voltaire, der Autorinnen und Autoren, deren Werke aus der Masse der Bücher herausstechen, ein Bühne bietet. Im ExZess war dieses Jahr im Rahmen der Langen Buchnacht Jacques Tilly zu sehen, der sein Buch Despoten. Demagogen. Diktatoren in Ton und Bild vorstellte.
Im Club Voltaire las Franz Josef Wetz aus seinem Buch Exzesse und stellte die These zur Diskussion, ob der Mensch nicht ein „Ventil“ brauche, um seine dunklen Begierden sozialverträglich auszuleben. Wird, wer das pralle Leben genießt, auf Konzerten sich in der Musik verliert, mit Drogen experimentiert oder leidenschaftlichen Sex erlebt, noch das Bedürfnis verspüren, exzessiv Gewalt auszuüben. Das Publikum war sich nicht ganz einig, ob der Titel der Veranstaltung: „Wer tanzt, tötet nicht“ zu unterschreiben ist.
Am darauf folgenden Tag war dann Peter Menne, den unser Foto neben Franz Josef Wetz als Moderator zeigt, selbst Referent. Die Präsentation seiner literaturwissenschaftlichen Arbeit über Rainer Werner Fassbinders Der Müll, die Stadt und der Tod im Vergleich mit Gerhard Zwerenz’ Die Erde ist unbewohnbar wie der Mond hatte viele ZeitzeugInnen angelockt. Es entspann sich eine rege Debatte über Fassbinders schriftstellerische Leistung, die Gentrifizierung des Frankfurter Westends (als es das Wort noch nicht gab) und den Häuserkampf einschließlich der Frage, ob es dort seinerzeit antisemitische Tendenzen gab. So war die Veranstaltung ein schönes Beispiel dafür, wie Wissenschaft aus dem Elfenbeinturm heraustritt.
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