Lale Akgün: „Die Förderung des Verbandsislams ist ein Grundfehler deutscher Religionspolitik“
Kurz vor dem Zusammentreffen der Deutschen Islam Konferenz fordert die Autorin und Muslimin Lale Akgün in ihrem neuen Buch Platz da! Hier kommen die aufgeklärten Muslime eine grundlegende Neuausrichtung der Religionspolitik in Deutschland. „Durch die Aufwertung der Islamverbände fördert der deutsche Staat den politischen Islam“, meint die frühere Bundestagsabgeordnete. Es sei ein grundlegender Fehler, den Islam von staatlicher Seite nach dem Modell der Kirchen organisieren zu wollen. Es gebe eben keine Telefonnummer eines organisierten Islams, die man bei Problemen schnell anrufen könne. Wer den Islam verkirchlichen wolle, lande ganz schnell beim politischen Islam. „Wenn die deutsche Politik einem demokratischen Islamverständnis auf die Beine helfen will, muss sie Muslimen mit einem individuellen, modernen Religionsverständnis eine Bühne bieten“. Diese würden aus dem Blick geraten, obwohl sie wahrscheinlich sogar die Mehrheit der Muslime in Deutschland darstellen.
Hintergrund:
Obwohl die konservativen Islamverbände nach eigenen Aussagen nicht einmal ein Viertel der in Deutschland lebenden Muslime organisieren, erheben sie den Anspruch, die muslimische Bevölkerung zu repräsentieren. In zahlreichen Bundesländern werden sie als erste Ansprechpartner gesehen und es gibt Bestrebungen, ihnen den Körperschaftsstatus zuzuerkennen. Lale Akgün stellt in ihrem neuen Buch dagegen klar, dass diese Religionspolitik für liberal denkende und glaubende Muslime einen enormen Rückschritt bedeutet und dass diese nicht wollen, dass religiöse Vorschriften eines voraufklärerischen Islams das öffentliche Leben bestimmen. Den deutschen Identitären stellt sie die islamistischen Identitären gegenüber, die – wie ihr deutsches Pendant – auf einem monolithischen Kultur- und Geschichtsverständnis bestehen.
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